Aghinver - Panorama

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Samstag, 21. März 2015

19.10.2014 (II) - Lough Erne rockt uns und immer hinein in die 2 oder 3m (?) Wellen

Den Posttitel haben wir in Anlehnung an unseren Post zum 03.10.2011 gewählt: "Wir rocken Lower Lough Erne (oder der uns)".

Heute ist es das zweite Mal, dass der Senior freiwillig eine Schwimmweste im Boot anzieht. Das erste Mal 1995 (ohne die Junioren) und zum zweiten Mal heute. In beiden Fällen war es der Lower Lough Erne.

Schnell wurde klar, daß der kürzeste Weg nach Enniskillen ausgeschlossen ist. Also wurde alles gesichert was frei und oberhalb des Bodens stand oder lag, z.B. Ketchupflaschen, Obstschale, Glasblumenvase, Fotoapparate, etc. und dies war gut so. Das die Windfinder-App in Bezug auf Wellenhöhe so genau zumindest die Richtung der Größenordnung nennt hätten wir nicht erwartet.

Als wir schlagartig aus dem Windschatten der Inseln herausfuhren gab es die gemeinschaftlich getroffene Order: die ganze Crew zieht Schwimmwesten über.
Nach den ersten heftigeren Wellen erhielt der Captain den Auftrag alle Fenster zu überprüfen, ob diese auch fest verschlossen sind und wirklich alles dicht ist, denn wenn es wellenbergab in die nächste Welle hinein geht, dann klatsche und spritze es bis hinauf auf das Windshield des Außensteuerstandes und ein paar Mal stand der Bug unter Wasser.

Wie schon mehrfach praktiziert war der Plan des Seniors:
a) Das Boot ist auch für das Meer geeignet (dann allerdings mit mehr PS), also
b) immer hinein in die Wellen und
c) hinüber auf die andere See-Seite fahren, wo die Wellen dann kleiner sind, damit
d) gefahrloses Drehen möglich wird.
Der Wind hat es geahnt und drehte um zu Westwind und mit etwas Verzug änderte sich auch die Wellenrichtung und wir drehten notgedrungen mit. Da die Wellen nun einen längeren Weg laufen wurden die Wellenberge und -täler schnell noch etwas höher bzw. tiefer.

Der Senior der zwischenzeitlich das Steuer übernahm, sah sich schon in drei Stunden nass geschwitzt in Belleek und dort für weitere zwei Tage wegen des herankommenden Hurrican-Ausläufers festgesetzt.
Das Glück war unser aber hold. Wir erkannten eine gewisse Regelmäßigkeit. Es gab immer fünf Kracher-Wellenberge hintereinander und diese konnte man gut vom Außensteuerstand herankommen sehen, gefolgt von einigen "flacheren" Wellen. Bei den heftigen Wellen hieß es immer hinein und bei den "weicheren" Wellen etwas kreuzen, aber nur so viel, daß die seitliche Rollbewegung noch akzeptabel war.
Letztendlich nutzten wir einen Zeitpunkt mit flacheren Wellen in Ufernähe und drehten. Das Rollen (seitliches Schaukeln) war an (unserer) Grenze - zumindest oben an Deck. Dabei schoss ein GPS-Gerät und ein Fotoapparat vom Tisch vor uns auf den Boden herunter. Zum Glück ist nichts kaputt gegangen.
Nachdem wir uns gedreht hatten und die Wellen von hinten kamen war das Ganze nur noch eine nette Schaukelpartie.
Uns entgegen kam eine Carlow (einziges heute gekreuztes Boot), welches in ferner Sichtweite einen ersten Drehversuch zurück Richtung Enniskillen abbrach, um danach genau auf unseren "Drehpunkt" zu zu halten, um es hier erneut zu versuchen. Da die Carlow rund 3,2 m kürzer als unsere Queen ist, war dem Skipper die damit einhergehende stärkere Rollbewegung wohl zu brutal und er brach wieder ab, um es wohl später noch ufernäher nochmals zu probieren.

Doch nun zur Kern-Frage wie hoch waren die Wellen? 2m oder 3m - gefühlt mindestens 5m, tatsächlich wohl maximal "nur" etwas mehr oder etwas weniger als 2m - wieso?
Siehe Bilderstrecke inkl. Auswertung der GPS-Daten der "interessanten" 2km-Strecke.

Für Wellen-Photos hatten wir wirklich keine Zeit und Muße.
Hatten wir Angst? Nicht wirklich. Aber wir waren sehr, sehr angespannt und aufmerksam. Denn uns war bewusst, da wir bereits dreimal ähnliche Situationen als 4er-Team meisterten, dass solange der Motor nicht ausfällt (warum sollte er auch, Dieseltank ist voll) und wir genau in die Wellen hineinfahren kann nichts passieren außer heftiges schaukeln, wobei die Boote einiges mehr aushalten.
Nachdem wir die "alte" Schlechtwettergrenze erreichten gab es ein Guinness für den Senior zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes aufgrund der tropischen Klimas.

So hätten wir uns die Überfahrt gewünscht.
Leider ist die Wind- und Wellenvorhersage wenig freundlich.
Das Wellenmodell soll sich (angeblich) auf das Meer beziehen.
Leider gibt es auf dem LLE je nach Windrichtung auch
meerähnliche Wellen.

1200 rpm, 9 km/h, 12m Wassertiefe und plötzlich die
langezogenen Schaumlinien, die hohen Wellengang avisieren,
dass obwohl der breite Teil vom See noch recht weit weg ist.
Aufgrund des sich drehenden Windes und damit Wellen
haben wir auch die Fahrtrichtung geändert - immer rein in die Wellen.
Grobe gerundete Datenauswertung in BaseCamp über 2 TrackPoints:
Strecke 11m, Neigung über diese 11m: -12,7%, Höhenunterschied
1(,4)m, waagerechte Vorwärts-Geschwindigkeit nur 8km/h trotz
Vollgas, plus Geschwindigkeitsanteile für Welle hoch und runter.


Grobe gerundete Datenauswertung in BaseCamp über 1,9km:
Neigung über 1,9 km: 0%, max-min Höhenunterschied 3m, waagerechte
Vorwärts-Geschwindigkeit schwankt zwischen 8km/h bis 10 km/h trotz
Vollgas, plus Anteile für Welle hoch und runter.
Im Tool GPS-Track-Analyse wird der rot-markierten Teil
etwas detaillierter analysiert ....

Die analysierte Strecke ist rund 2 km lang. Hierfür benötigten wir rund
12 min - dies kam uns aber viel länger vor. Die Höchstgeschwindigkeit
betrug 11,3 km/h und die Durchschnittsgeschwindigkeit weniger als
10 km/h (plus Anteile berghoch und -runter). Zwischen dem erste und
letzten Messpunkt entlang der 2 km beträgt der Höhenunterschied
1,4m, wogegen der max-min Höhenunterschied 5,3 m (???) ausmacht.
Das dreidimensionale Höhenprofil über 2 km bzw. 111 Track-Points.

Wenn die Messwerte korrekt sind/wären (Ungenauigkeit?), dann hätte
die Spitze (Bug) unserer Queen mit 11,46m Länge bei Track-Point 551
bzw. bei Streckenkilometer 7,77 in der Welle 1,88m höher als das
Ende der Badeplattform gestanden .... und hiernach zogen wir auch
noch ein Dinghy hinter uns her -- Pffffff und ohne Kommentar.
Geschafft - alles ist gut. Die Boote halten mehr als die Crew aus.

Diesen Regenbogen haben wir uns nun verdient!

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